Viele sagen: "Wer wird uns Gutes sehen lassen?" Herr lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes.
Psalm4,7 Unser Monatsspruch ist Teil von Psalm 4, in dem der Psalmbeter darum bittet, dass seine Ehre wiederhergestellt wird. Er wurde Opfer von Lügen und Intrigen. Eine Folge dessen, dass die menschlichen Prioritäten oft falsch gesetzt sind. Da zählt, was einen kurzfristig weiterbringt. Die Ellenbogen sind ausgefahren, die Sägen geschärft. Für den, der in so einer Situation das Opfer ist, nicht gerade angenehm.
Der Psalmbeter bleibt aber nicht bei der Klage über die für ihn sehr gefährliche und unangenehme Situation stehen. Er wechselt sehr schnell den Blick und macht sich klar, dass der Dialog mit Gott funktioniert: „Er hört, wenn ich ihn anrufe.“ Das hilft ihm, Gott zu vertrauen. Er will sich nicht mit Gewalt freikämpfen. Er lässt sich nicht hinreißen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, sondern er vertraut Gott.
Und so kommt es zu diesem Vers. Die Bitte, dass das Licht des Angesichtes Gottes über dem Psalmbeter leuchtet. Unwillkürlich kommt mir Mose in den Sinn, als er nach seiner Gottesbegegnung leuchtete. So sehr, dass es die Anderen nicht aushielten.
Und doch bitten wir in fast jedem Gottesdienst genau darum, dass Gottes Angesicht über uns leuchtet. Ist das nur eine Floskel, ein schöner Satz – oder erwarten wir mehr? Der Psalmbeter tut es. Er erwartet, dass das Angesicht Gottes über ihm leuchtet. Dass es ihm in der Dunkelheit den Weg weist. Ihn in der Einsamkeit begleitet und tröstet. Und ich stelle mir vor, dass der Beter auch etwas von diesem Leuchten weiterträgt. Ähnlich, wie seinerzeit Mose.
Nach der Gottesbegegnung war Mose das Volk nicht los. Er musste es auch weiterhin führen. Mit allen Schwierigkeiten. Mit allen Eigenheiten und seinen immer wieder falsch gesetzten Prioritäten.
Auch der Psalmbeter spricht nicht davon, dass sich die schwierige Situation um ihn herum aufgelöst hätte. Es kommt kein Racheengel, der ihn rausgehauen hätte. Aber dieses Leuchten des Angesichtes Gottes erfüllt ihn. Er wird regelrecht froh und kann sich in der Situation zur Ruhe begeben. Er weiß: Gott sorgt für mich und schafft Sicherheit. Fast der ganze Psalm spricht davon, dass es sich lohnt, Gott zu vertrauen. Auch in widrigsten Umständen.
Nach fast einem Jahr Pandemie sind viele abgestürzt. Die Feinde sind beispielsweise Einsamkeit, Jobverlust, Stress durch Kinderbetreuung, Banken und Mietschulden. Das ist nicht einfach und lässt sich nicht mit ein paar frommen Worten wegdrücken. Aber gerade jetzt kommt es darauf an, dem Richtigen zu vertrauen. Nicht auf die Bedrohung zu sehen, wie die Maus auf die Schlange, sondern die Situation hintenanzustellen und Gott zu suchen. Das leuchtende Antlitz Gottes, seine Nähe, seine Worte und seine Hilfe. Es fühlt sich an, wie ein Sprung ins Bodenlose. Aber ich wünsche mir, dass wir es testen. Dass wir die Schwierigkeiten vor Gott ausbreiten und vertrauen, dass er uns helfen wird. Das ist spannend und die Hilfe mag anders ausfallen als erwartet. Aber der Herr hört, wenn wir ihn anrufen. Darauf können wir uns verlassen.
Poor Bishop Hooper haben Psalm 4 so vertont: Wie lange willst Du wegbleiben? Wie lange werden wir in Schwierigkeiten stecken? Wie lange willst Du schweigen? Wie lange sollen wir zerstört bleiben? Wie, wie lang wird dies so weitergehen? Wie, wie lang wird meine Ehre in den Schmutz gezogen? Werden meine Worte nutzlose Lügen sein? Wie, wie lang bringen wir die falschen Opfer und erwarten doch, in das Licht herauszutreten? Wie lang? Wie lang? Wie lang? Aber in einem kann ich mir sicher sein: Der Herr wird antworten, wenn ich ihn anrufe.
Ihr Christian-Michael Kleinau
P.S. Vielleicht wollen Sie ja den ganzen Psalm 4 einmal nachlesen. Es lohnt sich.
Bildnachweis: Text: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart - Grafik: © GemeindebriefDruckerei
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