Ihr habt reichlich gesät, aber nur wenig geerntet; ihr esst, werdet aber nicht satt; ihr trinkt und bekommt doch keinen Rausch; ihr zieht euch an und werdet doch nicht warm; und wer etwas verdienen kann, dem zerrinnt es zwischen den Fingern. Haggai 1,6
Wir haben einen Monatsspruch vor uns, der sich ganz sicher für eine umfassende Sozialkritik eignen würde. Wer den ganzen Abschnitt liest, stellt aber fest, dass dies nicht die Zielrichtung dieser Anklage Gottes gegenüber seinem Volk ist. Es geht darum, dass man glaubt, es sich nicht leisten zu können, Gott an die erste Stelle zu setzen. Das Haus Gottes vor den eigenen Häusern wieder aufzubauen.
Was vorher geschah
Israel war nach dem Exil zurückgekehrt. Und nach und nach hatte man sich auch wieder eingerichtet. Das Leben nahm seinen "normalen Gang". Aber es gab doch Probleme. Irgendwie war immer alles zu knapp. Man hatte nicht genug und musste sich sehr anstrengen das tägliche Leben zu finanzieren. Da lässt Gott ausrufen: "Baut zuerst mein Haus wieder auf!" Schafft einen Ort der Begegnung mit mir, denn weil euch das fehlt, reicht alles Andere hinten und vorne nicht. Ihr habt Probleme, weil eure Prioritäten falsch gesetzt sind.
Die meisten von uns können es sich nicht vorstellen, was es bedeutet, in eine völlig zerstörte Heimat zurückzukehren. Am ehesten die Menschen, denen das Hochwasser alles genommen hat. Beim Zurückkehren weiß man nicht wo anfangen. Der Schlamm muss weg. Man muss alles trocken kriegen. Man braucht ein Dach über dem Kopf.
Stellen Sie sich vor, der Prophet käme heute in eine Hochwassersituation und riefe: "Gott lässt Euch sagen. Ihr habt eure Prioritäten falsch gesetzt. Reinigt erst die Kirchen und Gemeindehäuser. Trefft Euch zuerst mit mir. Der Rest findet sich dann schon. "Wer das befolgen wollte, den würde man im besten Fall doch sanft und mitleidig belächeln und sagen: "Du wirst schon sehen, was Du davon hast. Jetzt schnapp die die Schippe und kämpfe weiter."
Interessant ist die Reaktion Serubbabels und des Hohen Priesters. Sie nahmen den Hinweis Gottes sehr ernst und machten sich daran, den Tempel wieder aufzubauen und die Begegnung mit Gott zu suchen. Schon drei Monate später, am 24. Dezember, war das Fundament gelegt und Gott ließ ausrichten, dass der Segen für das Land wieder fließen könne.
Quer-Denken!
Ich finde den Text sehr herausfordernd. Vor allem angesichts der Bilder tatsächlich völlig zerstörter Häuser in unserem Land. Haggai war ein Ermutiger. Er ermutigte dazu, Gott konsequent an die erste Stelle zu setzen. Das ist auch der Ansatz für mich. Ich will diese Ermutigung persönlich nehmen und wieder mehr Begegnung mit Gott suchen. Den vernachlässigten eigenen Tempel wieder aufbauen. Gott öfter mal fragen, vor dem Entscheiden.
Ich bin mir sicher, in dieser Weise quer zu denken tut gut und hilft sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Es kostet Überwindung, aber Haggai ruft mir zu: "Fasse Mut!" und er ruft dem Volk zu: "Fasst Mut und geht ans Werk!" Baut ein neues Fundament für den zerstörten Tempel und die Beziehung zum allmächtigen Gott. Es wird sich lohnen.
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